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zur Sohle hinunterzurutschen. Der Hang auf dem anderen
Bachufer schien jedoch leicht zu bewältigen - er war steil
und mit Bäumen bestanden, aber nicht zu dicht mit Ge-
büsch bewachsen, und dazwischen gab es reichlich Fels-
blöcke, die sich als Trittsteine benutzen ließen. Sie konn-
te noch etwas weiterwandern, bevor es dafür zu dunkel
wurde. Warum auch nicht? Seit sie sich den Bauch mit
Wasser vollgeschlagen hatte, fühlte sie sich wieder stark,
wundervoll stark. Und zuversichtlich. Der Sumpf lag hinter
ihr, und sie hatte wieder einen Bach gefunden. Einen guten
Bach.
Ja, aber was ist mit dem speziellen Ding? fragte die kalte
Stimme. Trisha fand diese innere Stimme auf einmal wieder
beängstigend. Die Dinge, die sie sagte, waren schlimm;
entdecken zu müssen, daß sich in ihr ein so negativ einge-
stelltes Mädchen verbarg, war noch schlimmer. Hast du das
spezielle Ding vergessen?
»Falls es je ein spezielles Ding gegeben hat«, sagte Trisha,
»ist es jetzt fort. Vielleicht ist's bei dem Hirsch geblieben.«
Das war wahr oder schien zumindest wahr zu sein. Das
Gefühl, beobachtet, vielleicht belauert zu werden, war ver-
schwunden. Das wußte die kalte Stimme, und sie äußerte
sich nicht dazu. Trisha merkte, daß sie sich ihre Besitzerin
gut vorstellen konnte: eine taffe, lästernde kleine Tussi, die
Trisha nur ganz zufällig entfernt ähnlich sah (vielleicht wie
eine Cousine zweiten Grades). Nun stakste sie mit hochge-
zogenen Schultern und geballten Fäusten wie der personi-
fizierte Groll davon.
»Ja, hau ab und komm nicht wieder«, sagte Trisha. »Vor dir
hab' ich keine Angst.« Und nach einer Pause: »Fuck you!«
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Sie hatte es wieder ausgesprochen, das, was Pepsi Das
Schreckliche F-Wort nannte, und Trisha bedauerte es nicht.
Sie konnte sich sogar vorstellen, es zu ihrem Bruder zu
sagen, wenn Pete auf dem Nachhauseweg von der Schule
wieder mit seinem ganzen Malden-Scheiß anfing. Maiden
dies und Maiden das, Dad dies und Dad das, und was wäre,
wenn sie einfach sagen würde: He, Pete, fuck you, damit
mußt du selbst klarkommen, statt zu versuchen, entweder
ganz still und mitfühlend oder ganz locker und fröhlich zu
sein und Reden-wir-von-was-anderem-Stimmung zu ver-
breiten? Oder: He, Pete, das ist ein großes Fuck-you, einfach
so? Trisha sah ihn vor sich stehen - sah Pete, wie er sie
anstarrte und vor Staunen den Mund gar nicht mehr
zubrachte. Bei dieser Vorstellung mußte sie kichern.
Sie stand auf, trat ans Wasser, suchte vier Steine zusammen,
die sie hinüberbringen würden, und warf sie nacheinander
vor sich ins Bachbett. Sobald sie am anderen Ufer war,
begann sie, dem Wildbach stromabwärts zu folgen.
Das Gelände fiel immer steiler ab, und der Bach neben ihr
wurde stetig lauter, während er sich schäumend durch sein
felsiges Bett wälzte. Als Trisha eine verhältnismäßig ebene
Lichtung erreichte, beschloß sie, hier zu übernachten. Die
Luft war dick und schattig geworden, wenn sie versuchte,
weiter abzusteigen, riskierte sie einen Sturz. Außerdem war
es hier nicht allzu schlecht: auf der Lichtung konnte sie
wenigstens den Himmel sehen.
»Bloß die Viecher sind verdammt lästig«, sagte sie, wedelte
die Mücken von ihrem Gesicht weg und erschlug ein paar,
die auf ihrem Nacken saßen. Sie ging zum Bach, um
Schlamm zu holen, aber - haha, reingefallen, Kleine - dort
gab es keinen. Jede Menge Steine, aber keinen Schlamm.
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Trisha blieb einen Augenblick in der Hocke, während die
Gnitzen vor ihren Augen komplizierte Flugmanöver voll-
führten, überlegte sich die Sache und nickte dann. Sie schob
den Nadelteppich auf einer kreisförmigen Fläche mit ihren
Handkanten beiseite, scharrte eine flache Mulde in den
weichen Boden und füllte sie mit Hilfe ihrer Wasserflasche
mit Wasser aus dem Bach. Dann rührte sie mit ihren Fingern
Schlamm an, was ihr großes Vergnügen machte (sie dachte
dabei an Gramma Andersen, ans Brotbacken am Samstag-
morgen in Gramma Andersens Küche, in der sie beim
Teigkneten immer auf einer Fußbank stand, weil die Ar-
beitsplatte so hoch war). Als sie reichlich gute Pampe hatte,
beschmierte sie damit ihr ganzes Gesicht. Es war fast
dunkel, bis sie damit fertig war.
Trisha stand auf, während sie ihre Arme noch weiter mit
Schlamm einrieb, und sah sich um. Heute nacht gab es
keinen passend umgefallenen Baum, unter dem sie schlafen
konnte, aber ungefähr zwanzig Meter vom diesseitigen
Bachufer entfernt erspähte sie ein Gewirr aus abgebroche-
nen Kiefernzweigen. Sie schleppte sie zu einer der großen
Fichten am Bach, lehnte sie wie umgekehrte Fächer an den
Stamm und schuf so einen kleinen Hohlraum, in den sie
kriechen konnte ... eine Art Halbzelt. Kam kein Wind auf,
der die Zweige umwarf, würde es darin vermutlich ganz
behaglich sein.
Als sie die beiden letzten Zweige herholte, verkrampfte ihr
Magen sich, und sie hatte das Gefühl, als ob sie Durchfall
bekäme. Trisha blieb mit je einem Zweig in der Hand stehen
und wartete ab, was als nächstes passieren würde. Der
Krampf ging vorüber, und das eigenartige Schwächegefühl
tief in ihrem Unterleib gab sich wieder, aber sie fühlte sich
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trotzdem nicht recht wohl. Zittrig. Bibberig, hätte Gramma
Anderson vermutlich gesagt, aber sie hätte damit nervös
gemeint, und Trisha fühlte sich nicht nervös, nicht richtig.
Sie wußte nicht, wie sie sich fühlte.
Das kommt vom Wasser, sagte die kalte Stimme. Irgendwas
ist im Wasser. Du bist vergiftet, Kindchen, wahrscheinlich
bist du bis morgen früh tot.
»Dann bin ich's eben«, sagte Trisha und stellte die beiden
letzten Zweige an ihren provisorischen Unterschlupf. »Ich [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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